Herausgegeben von der Schweizerischen Offiziersgesellschaft 
 
 
Die SOG in Frankreich (21. bis 24. April 2002)
 
Eine Delegation von 24 Offizieren besuchte die französische Marine in Toulon, das 1er Rgt de Chasseurs d’Afrique im Camp de Canjuers sowie die Firma Eurocopter in Marignane. Oberst i Gst A. Belloni leitete die Delegation; Organisator und Reiseleiter war Hptm P. Bucher.
 
Peter Bucher und Edgar Hacker
 

 
Im Centre des Opérations Maritimes der Préfecture Maritime in Toulon wurden das «Théâtre méditerranéen» und die Mission des «Commandant de la zone maritime Méditerranée» vorgestellt.
 
Der Mittelmeerraum ist nicht nur ein Ort des Zusammentreffens unterschiedlicher Völker und Kulturen, sondern auch Schnittstelle zwischen verschiedenen Religionen, Armut und Reichtum, demokratischen und autoritären Staaten, Industrienationen und Entwicklungsländern. Das führt leicht und oft zu Spannungen wie zu einer instabilen und militärpolitisch komplexen Lage.
 
Auf der im Vergleich zu anderen Meeren kleinen Oberfläche des Mittelmeeres spielt sich ein gedrängter ziviler und militärischer Schiffsverkehr ab. Zirka 2000 zivile Schiffe (1/6 der globalen zivilen Flotte) ist laufend im Mittelmeer oder dessen Häfen anzutreffen. Die hohe militärische Flottenpräsenz ist die Folge der instabilen Lage. Von der französischen Flotte sind 55 % (Spanien 50 %, Italien und Griechenland 100 %) im Mittelmeer stationiert. Dazu kommt die 6. US-Flotte wie die Flotten der übrigen Anrainerstaaten. Praktisch nicht mehr präsent ist die russische Schwarzmeerflotte.
 
Der Kommandant der französischen Mittelmeerflotte hat drei komplexe Aufgaben:
 
Die Aufgabe als «Commandant de la zone maritime Méditerranée» umfasst die Verantwortung für die maritimen Operationen und deren Planung.
 
Als «Commandant de la région maritime Méditerranée» ist er zuständig für den Schutz und den Unterhalt der Anlagen, die nukleare Sicherheit sowie für das Personal (18 000).
 
Als «Préfet maritime de la Méditerranée» ist er verantwortlich für polizeiliche Aufgaben wie Unterbindung von Schmuggel, illegale Einwanderung, Überwachung der Schifffahrt und Administration. Dazu stehen ihm Marine, Zoll, Küstenwache, territoriale Polizei und Feuerwehr zur Verfügung.
 
Zwei Schiffe der französischen Mittelmeerflotte konnten ausgiebig besichtigt werden: die Anti-U-Boot-Fregatte «Montcalm» und das Lasttransportlandungsboot «Foudre», welches als Panzer- und Infanterielandungsboot auf unvorbereitete Strände wie als Hubschrauberträger eingesetzt werden kann. Die «Foudre» verfügt zudem über ein Schiffslazarett mit 50 Betten und zwei komplett ausgerüsteten Operationssälen.
 
 
Das «1er Régiment de Chasseurs d’Afrique» (1er RCA) wurde 1832 formiert, 1963 aufgelöst und 1998 als Ausbildungsregiment der Panzertruppen neu formiert, hat seine Basis im Camp de Canjuers. Mit einer Länge von 35 km und einer Breite von 10 km ist dieses Camp der flächenmässig grösste Waffenplatz Europas.
 
Der Kdt 1er RCA empfing uns persönlich und informierte über Geschichte, Mission und Organisation. Als einziges Kavallerieregiment des französischen Heeres wurde das 1er RCA mit dem «Croix de la Légion d’Honneur» ausgezeichnet. Seit der 1998 erfolgten Neuformierung lautet sein Auftrag: Ausbilden, Weiterbilden und Qualifizieren von Kader der Panzer- und Panzerabwehrtuppen, Besatzungen für den Kampfpanzer Leclerc, Schützen von Panzerabwehrraketen und Instruktoren für Simulatoren. Die Ausbildung erfolgt so weit als möglich mit von uns besichtigten modernen Simulatoren.
 
Wir wohnten einem Schiessen mit Leclerc-Kampfpanzern bei. In einer ersten Phase wurde aus stehenden Panzern auf unmittelbar auftretende stehende wie fahrende Ziele geschossen. Dieselbe Übung, jedoch aus fahrenden Panzern, wurde in einer zweiten Phase abgewickelt.
Eine Besichtigung des Artilleriemuseums in Draguignan, in welchem die Geschichte und das Werden der Artillerie eindrücklich dargestellt sind, schloss diesen Besuchstag ab.
 
Dank
 
Während gut dreissig Jahren organisierte Peter Bucher die SOG-Studienreisen ins Ausland. Über vierzig Reisen führten in europäische Länder, in den Nahen und Mittleren Osten, nach Indien, Pakistan, China (4x), Südkorea und in die USA (7x).
 
Auf die DV 2002 ist Hptm Peter Bucher aus dem Zentralvorstand und der Kommission International, deren Arbeit er über die gleiche Zeitspanne entscheidend prägte, zurückgetreten. Die SOG dankt ihm sehr herzlich für seinen ausserordentlichen und kompetenten Einsatz und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute.
 
Oberst i Gst Ulrich Siegrist
Zentralpräsident SOG

Der Besuch bei Eurocopter (EADS-Gruppe) in Marignane war dem Thema Helikopter gewidmet. Die Kernpunkte waren das Kennenlernen und Besichtigen der Firma, die Entwicklungstendenzen bei Helikoptern und ein mögliches Nachfolgemodell für die Alouette 3.
Eurocopter ist der weltweit grösste Hersteller von zivilen (Nr. 1) und militärischen (Nr. 2) Helikoptern. Die Firma beschäftigt 10 000 Leute, davon 5160 in Marignane.
 
Während in den 60er-Jahren Helikopter vorwiegend als Transport- und Verbindungsmittel eingesetzt wurden, haben sie im Verlaufe der Zeit zusätzliche Rollen wie Begleitschutz, Raumschutz, Aufklärung, Luftangriff, Panzerbekämpfung, Such- und Rettungsdienst usw. übernommen. Das Schwergewicht der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit liegt auf besseren Flugleistungen (Zuladung, Geschwindigkeit), Kostenreduktion (Wartung, Treibstoffverbrauch), Allwettertauglichkeit, Lärmreduktion und Sicherheit. Mit dem Typ EC 130 bietet Eurocopter einen möglichen Nachfolger für die Alouette 3 an. Mit praktisch gleichen Ausmassen verfügt die EC 130 über deutlich bessere Flugleistungen, eine erhöhte Transportkapazität (20 % grössere Kabine), einen kostengünstigeren Einsatz (25 % tieferer Treibstoffverbrauch, einfachere und billigere Wartung), verbesserte Anticrash-Eigenschaften und einen um 8 Dezibel geringeren Lärmpegel.
 
Nach einem Rundgang durch eine moderne Montagehalle konnte das gegenwärtige Topmodell von Eurocopter, der Kampfhelikopter Tiger, eingehend besichtigt werden.
 

  Französischer Kampfpanzer Leclerc

 

aus Heft 9/2002

Copyright © 2002 ASMZ

Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift,

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