Eröffnung des umgebauten Centralbahnplatzes in Basel     

    

1967 musste sich erstmals das Parlament von Basel-Stadt mit der Frage befassen, ob der Platz vor dem Bahnhof SBB neu zu gestalten sei und ob dabei gleichzeitig oder gestaffelt die Vororts-Trambahnlinien in einen unterirdischen Trambahnhof einzuführen seien. Nach dreissig Jahren Diskussion wurde schliesslich eine oberirdische Führung beschlossen. Fertiggestellt ist der Platz zwar noch nicht so ganz. In den Abendstunden des 29. Juni 2001 wurden aber erstmals die neuen Tramverbindungen in Betrieb genommen (Bild).  

     

Dies war den Verantwortlichen Grund genug, um den neuen Platz mit einem grossen Volksfest (Bild) einzuweihen. Dank der Unterstützung durch die Betriebe rund um den Centralbahnplatz kamen für einmal auch die Steuerzahler in den Genuss eines offerierten Apéros. Wollten die Verantwortlichen mit diesem Fest, dass Tausende von Besuchern anlockte, von den diversen Mängel des Projektes und den Pannen während der Realisierung ablenken?

     

    

Nicht zu übersehen ist jedenfalls, dass es nun zwei verschiedene Komfort-Klassen von Gleisen geben wird. Während (links im Bild) die Passagiere auf Gleis 1 in Richtung Dreirosenbrücke im Regen stehen müssen, stehen den Fahrgästen in Richtung Stadt und nach den Vorortsgemeinden gedeckte Perrons zur Verfügung. Mit einem fahrplanmässigen Trick - Kompliment! - wurde aber vermieden, das den Besuchern der Messe eine ähnliche Diskriminierung zugemutet wird, ...

     

... wurde doch als Ersatz für die bisherige Messe-Einsatzlinie über das ebenso dachlose Gleis 6 flugs die Verlängerung der Linie 1 erfunden, die das Gleis 3 mitbenützen kann (Bild). Dies ist aber neben der neuen Linienführung der Linien 10 und 11 - dem eigentlichen Anlass des Festes - nicht die einzige zusätzliche Veränderung des Liniennetzes, an die sich der Fahrgast gewöhnen muss. Für viel Verwirrung sorgt vor allem die nahtlose Verknüpfung der Linie 1 mit der Linie 14 an der Dreirosenbrücke, was sie zu einer der längsten Linien Europas macht, wie die Mediensprecher der Verkehrsbetriebe von Stadt und Land ausdrücklich betonen.  

     

Bei negativen Rekorden schweigen die Verantwortlichen aber ganz diskret. So gab es vor den Linienumstellungen im Bereich des Kurzstreckentarifs in Richtung Bahnhof schon zehn Stationen, die im Normal- und Spätbetrieb nur von einer einzigen Tramlinie bedient wurden. Nun sind rekordverdächtig vier neu zu dieser Gruppe gestossen (Bild: Wettsteinplatz, neu ohne Linie 15 in dieser Richtung) und der Fahrpreis wurde erst noch erhöht; für Schüler im Kurzstreckenbereich gar um happige 30 Prozent.

          

Rekordverdächtig war auch schon am ersten Betriebstag die Fahrgastfrequenz der neu eingeführten Buslinie 30 nach dem EuroAirport. Die mittelgrossen Busse vermochten Passagiere und Gepäck kaum zu fassen, während die nun neuestens zuschlagspflichtige Expresslinie 50  - mit Gepäckanhänger! -  zumindest tagsüber mehr oder weniger leer verkehrte. Es ist jetzt schon abzusehen, dass für das auf dem Flughafen tätige Personal demnächst Spezialkonditionen - wie bereits in den 50er-Jahren - offeriert werden müssen, wenn man es nicht vorzieht, den sinnlosen Zuschlag schleunigst wieder abzuschaffen.

    

Dass im Spätbetrieb die Linie 2 nicht mehr bis ans Eglisee und die Linie 17 nun auch an Samstagen zum Wiesenplatz (Bild: erster Kurs am Claraplatz) und nicht mehr zum Messeplatz fährt, hat die betroffenen Fahrgäste auch ziemlich verärgert. Die letztgenannte Änderung fand allerdings bereits zwei Wochen früher statt, weil sich die beteiligten Tramverwaltungen nicht auf ein einheitliches Datum für den Fahrplanwechsel einigen konnten. Genau so wenig verständigten sie sich offenbar über den Fahrplan selbst, ...

     

... gibt es doch nicht weniger als vier unterschiedliche Versionen des für diese Linie gültig sein sollenden Fahrplans. Dass zudem im offiziellen Kursbuch der Schweiz auch falsche Fahrpläne für die Linien 10 und 11 veröffentlicht wurden, ohne dass dies je kommuniziert wurde, passt irgendwie genau so ins Bild, wie dass für die Stadtlinien am Tag der grossen Umstellungen überhaupt noch keine Fahrpläne erhältlich waren (Bild). Dies war andrerseits vielleicht auch ganz gut so; ...

 

... sie wären ja doch nur für zwei Tage unbeschränkt gültig gewesen. Danach wurde aus baulichen Gründen die Tramlinie 2 für vier Wochen in die Linie 1/14 (Bild) integriert und im Abschnitt Binningen - Bahnhof SBB durch einen Bus ersetzt. Dass damit vorderhand auf dem Abschnitt Bahnhof SBB - Bad. Bahnhof die versprochene Linienverstärkung gar nicht stattfindet, wird das auf dieser Strecke an Stehplätze gewohnte Publikum zwar rasch feststellen, dürfte aber für die Medien kaum ein Grund sein, darüber zu berichten. Dass man als Fahrgast aber zumindest beim Warten auf das Tram am Bahnhof gerne eine bequeme Sitzgelegenheit benutzen möchte, ...  

     

... sich dort mehr an einem passenden Blumenschmuck als an unverständlichen Kunstobjekten erfreuen würde und - last but not least - die Bahnhofhalle (Bild) mit den künftigen Rolltreppen nicht auf einem Slalomkurs, rund um wartende Taxis herum, durch die bestehenden schmalen Eingänge in den Türmchen, sondern durch ein grosszügig gestaltetes Entree in der Hallenmitte betreten können sollte, ist dann vielleicht doch noch einmal eine Diskussion wert. Geplant ist nämlich ziemlich genau das Gegenteil!     

Nachtrag: Pannen bei der Realisierung              

alle Bilder ab Unterverzeichnis .../oew/orh/ abrufbar

(erstellt am 02.07.01 ...

Interesse an "EuroVille", Verkehrsdrehscheibe und Dienstleistungszentrum Bahnhof Basel?

(früher hier publizierte Links gelöscht, da nicht mehr zutreffend !)