Studienreise der Schweizerischen Offiziersgesellschaft nach Bosnien-Herzegowina |
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Seit Juli 1996 - und noch bis Ende 2000 - sind die Schweizer OSZE-Gelbmützen der SHQSU (Bild) in Bosna i Hercegovina, BiH, schon im Einsatz. Was tun die eigentlich dort? Was machen die andern Länder? Was können nationale und internationale Organisationen künftig unternehmen, um ähnliche Bürgerkriege nicht nur aufzuarbeiten, sondern bereits vor ihrem Ausbruch zu verhindern? Können "die dort unten" ihre Tausende von Toten jemals vergessen? Können und wollen Bosniaken, Kroaten und Serben weiterhin zusammenleben? Kann die multikulturelle Schweiz als Vorbild gelten? |
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Um auf diese und ähnliche Fragen Antworten zu finden, organisierte die SOG für den 18.-21.Mai 2000 eine Studienreise nach BiH. Unter der Leitung von Divisionär Geiger nahmen 35 Offiziere - Aspirant bis Oberst, aus allen Teilen der Schweiz und beiderlei Geschlechts - daran teil. Das Wiedersehen mit bekannten und kennen lernen neuer Kameraden in Zürich, sowie der anschliessende Flug vertrieben etwas die bohrenden Gedanken. Aber die noch skeptischen Blicke der Teilnehmer bei der Orientierung über den weiteren Tagesverlauf nach der Ankunft in Sarajevo (Bild) waren nicht zu übersehen. |
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In rascher Fahrt erreichten wir das Stadtzentrum, wo uns im Dom Armije der ab August neue Kommandant der Föderationsarmee, Generalleutnant Dudakovic (Bild mit Stabsoffizier und Divisionär Geiger), zu einem Vortrag über Aufgaben und Organisation der streng proporzmässig aus Bosniaken und Kroaten gebildeten Streitkräfte erwartete. Anschliessend bat er uns - wegen ziemlich grosser Flugverspätung immer noch zivil gekleideten - Offiziere nicht nur zum Apéro, sondern ...
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... auch zu einem Schachturnier (Bild). Ob er uns dabei in Wirklichkeit gegen in Uniform gekleidete Schachspieler antreten liess? Am Kantersieg seiner "Armee" gab es jedenfalls nichts zu rütteln. Wir hätten den freimütigen Gedankenaustausch gerne noch länger fortgesetzt, aber die Zeit drängte. Vor dem abendlichen Empfang in der Schweizer Botschaft mussten noch die Zimmer bezogen und gleichzeitig von der Reisekleidung auf eine passendere Anzugsart gewechselt werden. Zu aller Überraschung kam dabei aber nicht etwa die vorsichtigerweise mitgenommene dunkle Schale, sondern der Tarnanzug zu Ehren. |
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Botschafter Schmid empfing uns im Garten seiner Residenz (Bild) und orientierte uns persönlich und durch Attachés über die weitgefächerten Aufgaben einer diplomatischen Vertretung im Ausland. Dass in Sarajevo nebst allen andern Länder auch die kleine Schweiz mit grossem Geschick und mit viel Einfühlungsvermögen wertvolle Aufbauhilfe leistet, wurde insbesondere daran deutlich, dass nicht nur technische und wirtschaftliche Aspekte bearbeitet, sondern auch die auf den ersten Blick so nebensächlich erscheinenden kulturellen Beziehungen gefördert werden. |
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Als von der nahen Moschee her
der Muezzin bei beginnender Dämmerung - elektronisch verstärkt -
zum Gebet rief, wurden wir ins Haus des Botschafters komplimentiert
(Bild), wo uns ein in jeder
Beziehung gelungenes Dinner erwartete. Zu
vorgerückter Stunde begannen wir mit dem Rückmarsch zum Hotel Saraj.
Quer durch die einstige Halbmillionen-Stadt führte unser Weg. Dabei zeigte es sich, dass sie zwar viele Einwohner, aber ausser in den eigentlichen Kampfgebieten
nichts von ihrem Charme verloren hat. |
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Diesen haben wir ja alle von den seinerzeitigen Olympischen Winterspielen noch in bester Erinnerung. Moscheen, öffentliche Gebäude und Parkanlagen machen einen gepflegten Eindruck. Sogar durchs Vergnügunsviertel kann man in Uniform spazieren, ohne angepöbelt zu werden. Natürlich hat es dort jede Nacht neben Tausenden von Zivilpersonen auch viele andere Uniformierte. Vielleicht fallen deshalb Schweizer Offiziere (Bild) gar nicht so auf. In Basel wären wir wohl mit vielen faulen Sprüchen eingedeckt worden und in Zürich's Niederdorf würde ich's schon gar nicht erst versuchen!
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Am nächsten Morgen war eine frühe Tagwache angesagt, galt es doch für den Besuch bei einer der drei multinationalen SFOR-Divisionen und anschliessend bei den serbischstämmigen Truppen vorerst rund 130 Kilometer nach Tuzla über mehrere niedrige Pässe zurückzulegen. Da diese Passstrassen in etwa dem Ausbaustandard unseres Brünigs in den 50er-Jahren entsprechen, verwundert es kaum, wenn für Carfahrt und Znünihalt rund drei Stunden nötig waren. Natürlich wurde die Fahrzeit für Exposés zur Geschichte und über die Kampfhandlungen in BiH genutzt, während dann in Tuzla selbst ein ausgedehnter Stadtrundgang (Bild) auf dem Programm stand. |
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Am Morgen des dritten Tages machte uns der österreichische Militärattaché, Oberstleutnant Rapatz (Bild), zuerst mit den Kampfhandlungen in und um Sarajevo vertraut. Eindrücklich schilderte er die einzelnen Kampfphasen und zeigte uns vor Ort die schlimmen Auswirkungen. Wer die seinerzeitigen Fernsehberichte dieses Krieges noch in Erinnerung hat, könnte leicht der Meinung sein, einzig der grosse Boulevard mit der Tramlinie sei umkämpft gewesen. In Wirklichkeit zog sich fast rund um die Stadt ein Belagerungsgürtel, der je nach Quartier und Zeit etwas näher oder weiter vom Stadtzentrum entfernt war. |
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Doch auch in der näheren Umgebung fanden Kämpfe statt. Bekannt wurden seinerzeit vor allem die Gefechte in der Nähe des Flughafens, der mit der Stadt nur durch einen schmalen Korridor verbunden blieb. Der Eingang des Tunnels unter dem Flugfeld, der monatelang für die Versorgung betrieben wurde, kann noch heute besichtigt werden. Zudem erinnern viele nur notdürftig reparierte Häuser (Bild) an das damalige Geschehen. Weniger zur Kenntnis genommen - wohl mangels Medienpräsenz - wurden die Kampfhandlungen um die Stellungsräume der schweren Waffen, ... |
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... insbesondere auf den Hügeln südlich der Stadt (Bild). Bevor da an Wiederaufbau zu denken ist, muss zuerst das ganze Gelände weiträumig entmint werden. Gerne hätten wir den im Dauereinsatz stehenden Spezialisten - wenn auch nur aus sicherer Distanz - etwas zugesehen, doch bereits drängte einmal mehr die Zeit. Nach Mostar waren es wieder rund 130km, wenn auch in Richtung Süden auf einer besseren Strasse, so dass wir mit je rund zwei Stunden Fahrzeit für Hin- und Rückweg davon kamen.
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Am
nächsten - und letzten - Tag unseres
Aufenthaltes stand nach dem Verlad unseres Gepäcks
(Bild) noch ein Besuch im Camp der Swiss Headquarters Support
Unit auf dem Programm. Zuvor genossen wir aber noch einen freien
Abend. Da auch Zivilkleider getragen werden durften, entschied ich
mich für diese Variante. Es war schon etwas eigenartig, an den
eigenen Kameraden vorbei zu flanieren, ohne von ihnen erkannt zu
werden. Es erlaubte zudem festzustellen, dass sich die Einwohner von
Sarajevo auch sehr korrekt verhalten, wenn sie sich nicht von
Uniformierten beobachtet fühlen. |
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Als ich zum Tram ausstieg, wurde ich nicht - wie in Basel üblich - von den Einsteigenden fast umgerannt, niemand ging bei Rotlicht über die Strasse und was mich nach einiger Überlegung, was denn auch sonst noch alles anders wäre, besonders erstaunte: Im ungläubigen Basel tragen eher mehr Frauen ein Kopftuch als in dieser muslimischen Stadt. Zugegeben, ein einzelner Abend ist statistisch natürlich nicht repräsentativ. Aber ein letzter Blick aus dem Hotelfenster (Bild) bestärkte meine Meinung, dass man sich in diese Stadt verlieben könnte - falls man dies nicht ohnehin schon getan hat. |
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Fortsetzungsseiten zu diesem
Bericht: |
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... und als logische Fortsetzung zu diesem Bericht:
ASMZ-Leserreise nach Bosnien-Herzegowina 2006 |
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alle Bilder beider Reisen ab Unterverzeichnis .../oew/bih/ abrufbar (erstellt am 25.05.00 ... |
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