Kontinente & Länder an der Weltausstellung Expo 2000     

 
    
Weder die Vermittlung von Visionen über die Zukunft noch das Organisieren von Fun und Action ist ja der Grund für eine Weltausstellung; vielmehr soll sie eine Plattform sein, die den Kontinenten, den Ländern und auch den internationalen Organisationen Gelegenheit bietet, sich selbst vorzustellen. Dies wird in Hannover auch weitgehend erreicht, wenn auch verschiedene Teilnehmer mit dem vorgegebenen Thema "Mensch - Natur - Technik. Eine neue Welt entsteht" etwas Mühe zeigten. Dies fällt im westlichen Sektor des Ausstellungsgeländes (Bild) besonders auf, wo sich die überseeischen Länder präsentieren.

    

     

Doch deren Pavillons und Stände in den Hallen vermögen schon allein durch ihren Reichtum an Formen und Farben das Interesse des Besuchers zu erwecken. Eine besondere Attraktion ist der japanische Pavillon (Bild), der fast ausschliesslich aus Altpapier erstellt wurde. Ganz in der Nähe ist zudem das aus Bambus erstellte Haus der Internationalen Stiftung ZERI zu finden. Die meisten andern Bauten fernöstlicher Staaten sind eher konventionell, zeigen aber im Innern teilweise erstaunliche Aspekte auf. Einzelne Länder wählten hingegen einen Baustil, der wohl potentielle Touristen ansprechen soll. 

    

     
    

Dies gilt vor allem auch für die Inselstaaten, die zusammen mit Ländern Südostasiens - und einigen näher liegenden asiatischen Staaten - gemeinsam eine eigene Halle (Bild) belegen. Gleich daneben findet man die Halle Kanadas, wo auch eine lange Warteschlange vor dem Eingang untrüglich darauf hinweist, dass dieses Land - ohne einen eigenen Pavillon zu erstellen - an der Expo eine grossartige Vorstellung bietet.

    

Ähnlich farbig wie Asien präsentieren sich auch die Länder Lateinamerikas in einer eigenen Halle, wobei naturgemäss die beiden grossen Nationen Argentinien und Brasilien am meisten konkrete Informationen anbieten. Der bauliche Auftritt der beiden könnte aber kaum unterschiedlicher sein. Ebenfalls sehenswert ist die Ausstellung "Zentralamerika" (Bild). Für den Besucher hat die etwas periphere Lage der Halle und das Fehlen eines Hauptanziehungspunktes zudem einen grossen Vorteil: Wartezeiten sind hier unbekannt.

    

Wer aber glaubt, dies würde auch auf die ganz im Nord-Westen liegenden Pavillons jener lateinamerikanischen Länder zutreffen, die einen Eigenbau vorzogen, sieht seinen Irrtum rasch ein. Das Aufsehen erregende Dach des Pavillons von Venezuela (Bild) lockt die Besucher in Scharen an. Und wer dort keinen Einlass findet, besucht dafür die benachbarten Bauwerke von Kolumbien und Mexiko. Inhaltlich dürften alle drei soliden Durchschnitt an Informationsdichte bieten. Damit ist der Rundgang durch den westlichen Sektor abgeschlossen; wir wenden uns nun dem mittleren Sektor zu und besuchen als erstes die Afrika-Halle.

    

     

Sie ist eher noch etwas bunter gestaltet (Bild) als die Hallen Asiens und Lateinamerikas. Da die Durchgangswege ziemlich schmal sind, hat man das Gefühl, sich auf einem Jahrmarkt zu befinden. Ganz von einer andern Seite zeigen sich die europäischen Staaten und ihre Nachbarn, die - nebst den Pavillons im östlichen Sektor - hier vier aneinander grenzende Hallen belegen.

    

So unterschiedlich wie die Themen, die die einzelnen Länder dem Besucher nahe bringen wollen, so unterschiedlich sind auch die Präsentationstechniken. Während beispielsweise Armenien die Arche Noah zeigt, setzt Luxemburg voll auf das Internet und installierte dafür einen Wald von Terminals. Mit Schaubildern rund um einen schnörkellosen Standbau weckt Österreich (Bild) das Interesse der Besucher, während die meisten andern Staaten eher ihre Produkte in den Vordergrund stellen.

    

Die Euregio Tirol - Südtirol - Alto Adige - Trentino brilliert mit einem sehr grosszügig gestalteten Stand, der aber eher wenig Informationen bietet. Interessant sind natürlich auch die unterschiedlichen Lösungsansätze für hängige und künftige Probleme, die die einzelnen Länder dem Besucher vorstellen. So zeigt die Ukraine voller Stolz das Modell eines sechs Reaktoren umfassenden Kernkraftwerkes (Bild), dass als drittgrösstes der Welt fast 20% zur Energiebilanz des Landes beiträgt. Wechselt man dann aber über die "Exponale"-Brücke in den östlichen Sektor, fallen dort als Erstes ...      

    

     
    

... die sechs Windräder des Pavillons der Niederlande (Bild) auf. Hier wird aber grosszügig verschwiegen, dass diese kaum 10% des Energiebedarfes des eigenen Pavillons zu decken vermögen. Es versteht sich aber von selbst, dass diese 40 Meter hohe "Landschafts-Lasagne" einer der Publikumsmagnete ist. Selbstverständlich würden es natürlich auch alle andern Länder verdienen, hier einzeln aufgeführt zu werden. Dies würde aber den Rahmen dieser Reisebeschreibung sprengen.

    

Deshalb erwähne ich vorerst einmal die Pavillons der Nachbarländer der Schweiz. Wenn ich mit dem deutschen Prachtsbau (Bild) beginne, so ist dies nicht nur als Hommage an das Austragungsland zu verstehen. Vielmehr beinhaltet diese Selbstdarstellung alles, was ich an einer Weltausstellung von einem Pavillon erwarte. Da passt einfach alles zusammen. Hier werden die Besucher nicht indoktriniert, sondern zum Nachdenken angeregt. Gut gelöst ist auch die abwechselnde Integration je eines Bundeslandes über die gesamte Dauer der Weltausstellung.

     

    
    
Eher unauffällig ist hingegen das Gebäude, in dem sich Frankreich (Bild) vorstellt. Das Innere ist etwa gleich gestaltet, wie man dies von französischen Museen her gewohnt ist. Die etwas allzu wörtlichen Übersetzungen aus dem üblichen französischen Pathos wirken eher belustigend. Dennoch zweifelt wohl niemand daran, dass Frankreich wirklich grosse Erfinder und Erfindungen hervorgebracht hat und gleichzeitig ein Land von grosser Lebensfreude ist - und sicher auch weiterhin bleibt.

    

    
    
Auch Italien (Bild) stellt sich im besten Lichte dar. Das Ganze wird in einem zweckmässigen Leichtbau mit viel südländischem Charme serviert. Dies gilt auch für den - wenn wir nun die Nachbarländer schon wieder verlassen -   spanischen Pavillon. Dieser ist besonders erwähnenswert, weil seine Wände vollständig aus Kork erstellt wurden. Die Verwendung von natürlichen, regenerationsfähigen Baumaterialien scheint durch das vorgegebene Thema angeregt worden zu sein, ...

    

    
    
... wählte doch auch Ungarn (Bild) und nicht zuletzt auch die Schweiz eine derartige Bauweise. Doch wie sieht das nun bei beiden Staaten mit der Informationsvermittlung aus. Im ungarischen Pavillon sind zu diesem Zweck grossformatige Leinwände installiert worden, auf denen die Besucher mit kurzen Bildsequenzen mit den Eigenheiten von Land und Volk vertraut gemacht werden; daneben steht ein gut frequentiertes Spezialitätenrestaurant.

    

Besucht man anschliessend den Schweizer Pavillon (Bild), der etwa gleichviel Grundfläche belegt, so fällt sofort das Fehlen jeglicher Information auf. Fast könnte man annehmen, die Schweiz hätte einzig Architektur und "Entspannung" anzubieten, wenn nicht nach dem Durchwandern der leeren Gänge zwischen den gestapelten Brettern noch ein Hackbrettspieler in der hintersten Ecke zu finden wäre, der wohl eher zu seinem Zeitvertreib als für die Besucher irgend ein Musikstück interpretiert.

    

Die vielgerühmte Schweizer Gastronomie beschränkt sich - etwas grob gesagt - auf eine Stehbar mit Kaffee und Kuchen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erkennt man auf den Brettern eher biedere als mutige Texteinblendungen (Bild), wenn man nicht gerade über ein Liebespärchen stolpert, das wohl kaum an irgendwelchen Informationen interessiert sein dürfte. Alle andern Besucher kommen sich aber mit Recht verschaukelt vor, geben zwar der Architektur des Pavillons in Umfragen gute Noten, ...

    

... verlassen ihn aber nach etwa einer Minute wieder und reihen sich in die Warteschlange des norwegischen Pavillons ein (Bild), der den Informationshunger des Publikums besser stillen kann. Wer erwartet hatte, die Schweiz hätte aus früheren, missglückten Teilnahmen an Weltausstellungen eine Lehre gezogen, sieht sich einmal mehr getäuscht. Solange über die Form der Teilnahme einzig Kulturschaffende und ihr Anhang entscheiden, um sich dann die fetten Aufträge zuzuschanzen, wird sich da wohl auch in Zukunft nichts ändern.

    

Dass man durchaus Kultur und Information publikumsgerecht umsetzen kann, zeigte unter anderem Jordanien (Bild) mit einfachsten Mitteln. In Anlehnung an die fiktive Ausgrabung im Themenpark verzichtete es auf einen eigentlichen Pavillon und erstellte unter freiem Himmel eine eigene Ausgrabungsstätte. Für diese originelle und preisgünstige Idee hätte dieses Land einen Ehrenpreis verdient. Schon bald werden ja die Pavillons der Vergangenheit angehören; ...

    

... derjenige des Vatikans wird künftig als Gemeindezentrum in Lettland die Gläubigen erfreuen. Der chinesische Pavillon (Bild) wird zu einem Zentrum für fernöstliche Medizin umgebaut werden, während der französische, der schon heute wie eine Lagerhalle aussieht, tatsächlich als solche weitergenutzt werden soll, da auf der Fläche des östlichen Sektors eine neue Gewerbezone entstehen wird.

    

Die Kabinen, der alle Sektoren (im Bild: über dem Ostsektor) verbindenden Schwebebahn, werden künftig Touristen auf den zweithöchsten Schwarzwaldgipfel, den Belchen, befördern und auch für den Schweizer Pavillon liesse sich bestimmt eine Zweitnutzung finden: als Mahnmal für die politisch Verantwortlichen dieses unzweckmässigen Auftritts innerhalb einer - alles in allem - überzeugenden und sicher sehenswerten Weltausstellung Expo 2000.

    

 

  

 

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(erstellt am 08.09.00 ...

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