Studienreise der Schweizerischen Offiziersgesellschaft nach Russland                                                                        
                      

Seit der Wende sei in Russland alles anders geworden, hört man oft. Westliches Denken würde kritiklos übernommen. So würde in der Schweiz nur je ein Restaurant pro Ortschaft zum Rössli-Konzern gehören, in Russland aber so ziemlich alle zur Firmengruppe "Pectopah" (Bild: Hotelrestaurant in St. Petersburg). Haben Sie diesen Witz nicht begriffen? Dann wäre vielleicht einmal eine Reise nach Russland statt in die üblichen Badeferien zu überlegen.

     

Dass eine solche Horizonterweiterung auch für Schweizer Offiziere durchaus angebracht sein könnte, fand auch der neue Präsident der Kommission International der SOG, Oberst im Generalstab von Erlach (rechts im Bild mit dem Schweizer Botschafter). Für 37 interessierte Mitglieder stellte er ein attraktives Programm zusammen, das  am 19. Mai 2001 in Moskau mit dem traditionellen Botschafts-Besuch begann. Botschafter Fetscherin und seine Gattin mussten sich aber in Geduld üben. Zu der Flugzeit von mehr als drei Stunden kam eine ebenso lange - nicht eingeplante - Warterei vor den Einreiseschaltern und auf der Suche nach dem Gepäck dazu.
     

Der Empfang in der Schweizer Botschaft bot natürlich auch Gelegenheit (Bild), neue Kameraden kennen zu lernen und mit den andern, alte Erinnerungen aufzufrischen.  Am folgenden Morgen begann der bunte Reigen der Besichtigungen in Moskau und Umgebung.  Die Besuche im CPIS "Center for Political and International Studies", in der Akademie der russischen Streitkräfte, in der Juri-Gagarin-Akademie der Luftwaffe - samt Luftwaffenmuseum in Monino - und bei der 27. Infanterie Brigade waren die Schwerpunkte des Programms, über die noch zusätzlich berichtet werden soll. Hingegen würde es den Rahmen sprengen, hier auf alle ...

     

... kulturhistorischen Besichtigungspunkte noch besonders einzugehen. Erwähnt seien aber insbesondere die Festungsanlagen, Paläste und Kirchen des Kremls (Bild), die Giselle-Aufführung im Bolschoitheater - es war die 1032ste seit der Erstaufführung anno 1843, wie das Programmheft stolz bemerkte -, die Tretjakow-Galerie, das Borodino-Panorama, den Zirkus und die schönsten Stationen der Metro. Auf dem Weg zu den einzelnen Besuchen führten die Fahrten im Car zudem an allen touristisch interessanten Gebäuden, Parkanlagen und Grossbaustellen vorbei. Wenn die Zeit reichte, konnte auch da und dort kurz ausgestiegen werden.

     

Dass sie kaum je knapp wurde, war den Fahrern des Patrouillenfahrzeugs der Militärpolizei (im Bild vor unserem Car) zu verdanken, die uns jeweils mit Blaulicht und Sirene den Weg durch die stark befahrenen Strassen bahnten. Dies war dann auch in St. Petersburg so, das wir am 24. Mai nach Fahrt und Frühstück im Schlafwagen erreichten. Wer die vielen Verspätungen der Nachtzüge in Mitteleuropa kennt, war angenehm überrascht, dass die beiden im Vierminutenabstand verkehrenden, je 15  Wagen umfassenden, Züge nicht nur sekundengenau abfuhren, sondern auch ... 

     

... pünktlich wieder ankamen (Bild). Der erste - und einzig militärische - Besuch galt der Kusnetzow-Akademie der Marine, über den noch besonders berichtet wird, während die Besichtigungen der Ermitage, der Peter-und-Paul-Festung, mehrerer Kathedralen und eines Gedenkfriedhofs, sowie die Schifffahrt auf der Newa und der Besuch einer Schwanensee-Aufführung nur summarisch erwähnt seien. Da - anders als in Moskau - viele Leute englisch sprechen und auch Strassennamen zusätzlich in uns gewohnter Schrift angeschrieben sind, kann sich ein Tourist hier eher erlauben, ein eigenes Programm zu gestalten.

     

Erlöst von den ständigen Überlegungen, dass zum Beispiel ein P als R, ein C als S oder ein H als N ausgesprochen wird, verzichtete ich auf Kathedralen und Paläste und nahm dafür den Weg zum Suworow-Museum (Bild) und andern Sehenswürdigkeiten unter die Füsse. Zur Mittagszeit besuchte ich ein Internetcafé und konnte damit nebst den von den Organisatoren vorgeplanten, noch eine weitere Verpflegungsmöglichkeit kennen lernen. Wir waren ja nicht nur bei den besuchten Akademien und der Truppe zu Gast, sondern auch in den verschiedensten öffentlichen Lokalen. Vom einfachen ...

     

... Selbstbedienungslokal im dritten Untergeschoss eines Einkaufszentrums in Moskau, traditionellen Gaststätten, dem Offiziersclub in St. Petersburg (Bild) bis zu eigentlichen Luxusrestaurants wurde uns fast jede mögliche kulinarische Auswahl angeboten. Ein Höhepunkt war sicher der Besuch des Schiffsrestaurants Flagman in Begleitung der Generalkonsulin, Frau Lüthi. Flagman - Флагман* - ist übrigens die Gradbezeichnung für einen russischen Flottenkommandanten; und wenn Sie mir leserisch bis hier gefolgt sind, haben Sie nun sicher das Wort Pectopah schon längst verstanden.

     

Nach dem Besuch des ehemaligen Zarendorfes Zarskoje Selo (Bild) am 26. Mai endete mit dem Rückflug in die Schweiz diese aussergewöhnliche Studienreise der SOG.

 

 

* in kyrillischer Schrift, wird natürlich nur von neueren Browsern korrekt wiedergegeben; in allen andern Fällen wurde die deutsche Transkription ohne Akzente verwendet

Fortsetzungsseiten zu diesem Bericht:


Auf die in E-Mails in den früheren Jahren meist gestellte Frage, wer denn für die Reisekosten aufkomme, kann ich bereits hier schon antworten: Sämtliche Kosten werden durch die Teilnehmer getragen. Am Schluss der Reise mussten gar die Batches, die uns als Schweizer Offiziere im Ausland auswiesen, dem Zeughaus zurückgegeben werden. Der Materialwert von rund einem Franken pro Stück wiegt eben schwerer auf, als der Erinnerungswert für den Teilnehmer. Schliesslich muss unser Milliarden teures Militärbudget geschont werden. Die Russen waren übrigens grosszügiger. So prangt halt nun der Batch der russischen Streitkräfte an meiner Windjacke.

         

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(erstellt am 01.07.01 ...