Zwei Jahre nach den ersten - nur wenig beachteten - nachmitternächtlichen direkten Zügen der S6 von Zell im deutschen Wiesental über Lörrach nach dem schweizerischen Riehen und weiter mit einer Spitzkehre im Badischen Bahnhof in Basel (Bild von der damaligen Erstfahrt) zum Bahnhof SBB - und zurück - wurde nun am 10.12.2006 der "normale" Betrieb auf der verlängerten Strecke aufgenommen. Die meisten deutschen Fahrgäste werden wohl auch in Zukunft die Linie wie bisher nur bis und ab Badischer Bahnhof benutzen. Und ob die von den Politikern beider Länder ...
... beschlossene direkte Bahnanbindung ans schweizerische Netz für
Riehen jetzt oder mindestens in naher Zukunft genügend attraktiv sein
wird, muss sich noch zeigen. Jedenfalls führt der Wegweiser (Bild) bei
der Gemeindeverwaltung Ortsunkundige statt zum Bahnhof seit
Jahrzehnten zur Tramstation. Dort verkehrt die Tramlinie 6 auch
weiterhin viermal häufiger als die S-Bahn zum Badischen Bahnhof und
weiter durch Basels Innerstadt nach Allschwil. Gestrichen wurde
hingegen die bisherige Verbindung im morgendlichen und abendlichen
Spitzenverkehr von Riehen zum Bahnhof SBB mit der
Tramlinie 2.
Mit dieser "Sparmassnahme"
sollen die Mehrkosten der jetzt anzahlmässig doch verdoppelten
S-Bahn-Verbindungen zwischen Badischer Bahnhof und Basel SBB
ausgeglichen werden. Verständlich wäre das vielleicht, wenn der
geplante S-Bahn-Halt im Riehener Niederholzquartier auch schon
realisiert worden wäre. Dies wird aber möglicherweise erst in weiteren
zwei Jahren der
Fall sein. Dennoch ist die zugehörige Bus-Haltestelle (Bild) bereits umgetauft worden.
Wer schon heute den Weg zum "Bahnhof" sucht, findet ...
...
auf dem nahe gelegenen Bahndamm zwar das Gleis und zwei Bauprofilstangen.
Aber der "Flirt" - der flinke,
leichte und innovative Regionaltriebzug - der SBB auf dieser DB-Strecke
flitzt zurzeit noch am künftigen Haltepunkt vorbei (Bild). Zudem sind auch auf
dem deutschen Abschnitt noch nicht alle Zwischenhalte verwirklicht.
Hingegen wurde rechtzeitig der Umbau des Badischen Bahnhofs
abgeschlossen, welcher einen regulären Betrieb auf dieser
Streckenerweiterung überhaupt erst möglich macht. Denn dafür fehlten
bisher die nötigen Gleisverbindungen im östlichen Teil des Bahnhofs.
Die
erforderlichen Anpassungen
(im Bild blau eingezeichnet) wurden im Laufe des Jahres für rund 18 Mio CHF
verwirklicht, an denen sich Basel-Stadt zu einem Drittel beteiligte,
während zwei Drittel durch Baden-Württemberg aufzubringen waren. So
können nun im halbstündigen Wechsel die Züge entweder ab
Gleis 6 oder 9 fast gleichzeitig in Richtung Zell und Basel SBB
abfahren.
Noch teurer wäre es bestimmt geworden, wenn man gemäss früheren
Überlegungen weitgehend auf niveau-gleiche Kreuzungen hätte verzichten
wollen. Aber solch grosszügige Lösungen sind offenbar ...
... nur im Osten Deutschlands
opportun. Anders als beispielsweise in der Umgebung von Gröbers an der
Linie Halle - Leipzig mit seinen fantastischen Überwerfungen blieben
hier bei vergleichbarer Zugsdichte sogar die bestehenden
Unterführungen der zurzeit nicht mehr benötigten alten Güterzugsgleise (Bild) nach Waldshut
ungenutzt. Aber im ÖPNV in
Baden-Württemberg muss halt - wie auch in der Schweiz - gespart
werden. So fehlte denn offenbar auch das Geld, um die RE der
Oberrheinlinie - als S4, wie früher einmal versprochen - weiterhin ganztägig nach Basel SBB durchzubinden.
Nachträglich hat sich dann aber Basel entschlossen, zu den Pendlerzeiten fünf Zugspaare zu finanzieren. Und gleichzeitig wurde auch eine neue Buslinie zwischen dem Badischen Bahnhof (Bild) und dem Flughafen Basel/Mulhouse/Freiburg eingerichtet, die deutschen Fluggästen tagsüber ein mehrmaliges Umsteigen erspart. Sie fährt aber nicht etwa über die Dreirosenbrücke, wie dies das Offizielle Kursbuch der Schweiz behauptet. Auch gibt es noch keine für die ganze Strecke gültigen Billete ab den umliegenden deutschen Ortschaften. Das notwendige Zusatzticket kann man aber schon seit etwa einem halben Jahr auch im Badischen Bahnhof am schweizerischen ...
... Fahrkarten-Automaten lösen, sofern man dessen Versteck findet. Vielleicht wird der Bus aber eher von einheimischen Fahrgästen* frequentiert; beispielsweise von Leuten, die sich spontan für eine Flugreise nach einem schönen Ferienort entschliessen, statt sich weiterhin über das abendliche Gedränge (Bild) auf der um fast der Hälfte ihrer Kapazität beraubten Tramverbindung nach Riehen zu ärgern. Andrerseits könnte eine solche Frustreise ja auch mit der DB erfolgen. Eine Reise zu schönen Bahn- und Bahnhofneubauten - oder auch zu neu gestalteten Plätzen rund um Bahnhöfe - wäre gar nicht schlecht.
Grosszügige Infrastrukturlösungen würde man so kennen
lernen. Gröbers ist schon erwähnt worden, da wäre aber auch der neue Riebeckplatz in Halle an der Saale, die im Bau
befindliche neue Innerstadtlinie der S-Bahn unter der Stadt Leipzig
oder die frisch renovierte Schalterhalle im Hauptbahnhof Dresden. Diese
wird zwar jeweils mangels Besuchern um 22:00 geschlossen; nicht
so aber der gewaltige neue Hauptbahnhof in Berlin (Bild vom
Eröffnungstag). Mit dem ICE ist der ab Basel mehrmals täglich
gut zu erreichen.
Das weiss allerdings der Abfahrtsanzeiger in "Basel Bad Bf" (Bild)** bis heute noch nicht. Vielmehr wird da immer noch Berlin Zoo angezeigt. Selbst für solch kleine Korrekturen scheint hier das Geld zu fehlen.
* Da die Buslinie 52 pro Fahrt im Durchschnitt nur gerade von zwei "Fahrgästen frequentiert" wurde, ist sie am 10.04.2007 wieder aufgehoben worden.
** In Deutschland wird Bahnhof normalerweise mit "Bf" abgekürzt. Das in der Schweiz immer noch übliche "Bhf" wird hingegen meist für Betriebshof verwendet. Betriebshöfe wiederum heissen in der Schweiz Depots oder bei Busbetrieben Garagen. Übrigens wurden im Juni 2007 - also rund ein Jahr nach der Eröffnung von Berlin Hbf - die Abfahrtsanzeiger hier doch endlich angepasst.
Bericht über die im Text erwähnte
Erstfahrt Zell im Wiesental nach Basel SBB und
zurück
... und dass die Rückfahrten nach
Zell dieser
nachmitternächtlichen Verbindungen ab 10.06.07 auch dem Spardruck zum Opfer
fielen, wird wohl niemanden gross überraschen - aber zum guten Glück
gibt's ja noch Autos (auf gut deutsch: Pekawes)
